In der Messe Bozen fand der erste Beam Summit statt. Beim selbsternannten „Hospitality Gamechanger Summit“ war der Name Programm.
Beam, Kürzel für „be ambitious“ – sei anspruchsvoll, wolle hoch hinaus –, ist nicht einfach ein weiterer Summit im Branchenkalender. Das wurde von Beginn an deutlich. Statt reiner Frontalbeschallung mit fachlichen Impulsen wurde an zwei Tagen viel Raum für Interaktion geschaffen. Beam soll „ein Think Act sein, der nicht nur zum Denken, sondern auch zum Handeln anspornt“, so die Veranstalter. Apropos Handeln: Zum Abendevent auf Schloss Sigmundskron, dem Messner Mountain Museum Firmian, konnte, wer wollte, mit dem E-Bike fahren – mit dem Bus ging es später retour. Tag zwei wiederum begann, natürlich wieder freiwillig, mit einem Guten-Morgen-Lauf in Bozen.
Doch was jetzt nach Sportveranstaltung klingen könnte, bildete eher den Ausgleich für gastronomischen Genuss und die Grundlage für vielfältigen und doch fokussierten kognitiven Input. „Empowering Teams and Thrilling Guests“ lautete der inhaltliche Schwerpunkt, wobei zugleich das Erreichen eines neuen Einklangs aus Mensch und Natur mit regenerativen Geschäftsmodellen im Zentrum stand. „Wer sich damit auseinandersetzt, wird die Zukunft erfolgreicher gestalten können“, zeigte sich Thomas Mur, Managing Director der Messe Bozen, sicher und fügte hinzu: „Wir freuen uns, dass wir Speaker gewinnen konnten, die außergewöhnliche Wege gegangen sind.
Tiefere, bewusstere Formen von Gastfreundschaft
Dazu zählte eindeutig Claus Sendlinger im „Inspiration Talk“. Der visionäre Unternehmer schilderte seinen beruflichen Werdegang, der auch als Reise der Transformation bezeichnet werden kann. Claus Sendlinger begann mit der Organisation großer Partys, bevor er 1993 die Marke Design Hotels gründete und zu einem der Vorreiter der Boutique-Hotel-Bewegung wurde. Bis 2018 war er CEO und Präsident – und das in den vergangenen Jahren aus der Ferne. „Während eines Sabbaticals begann ich, traditionelle Definitionen von Erfolg zu hinterfragen und Luxus neu zu definieren. Meine Beziehung zu Slow begann.“
"Manchmal ist Rückschritt ein Fortschritt, wenn wir ihn mit Zeitgeist kombinieren."
Rebecca Clopath, Biohof Taratsch
Sein 2015 gestartetes gleichnamiges Projekt, das Claus Sendlinger ebenfalls als „Movement“ bezeichnet, widmet sich der ganzheitlichen Entwicklung von Reisezielen und einer tieferen, bewussteren Form der Gastfreundschaft. An verschiedenen Orten – bisher in Mexiko, auf Ibiza, in Lissabon, Thailand und Berlin, wo derzeit schrittweise ein Campus namens Flussbad eröffnet wird – wirken Designer, Architekten, Künstler, Schriftsteller, Handwerker, Personen aus Hotellerie und Gastronomie und viele weitere kreative Köpfe zusammen. „Cultivating arts, crops and inner gardens“ lautet der Slogan für die Plätze, an denen Kunst, gesunde Lebensweise und Persönlichkeitsentwicklung gleichermaßen im Mittelpunkt stehen, an denen sich sowohl (vorübergehend) leben als auch (remote) arbeiten lässt und die genussvolles Nomadentum abseits der Hektik des Alltags ermöglichen.
„Die 80er-Jahre standen für Spaß und Völlerei. Jetzt prägt uns das Zeitalter der Information mit all seiner Geschwindigkeit. Ich bin überzeugt, dass das Zeitalter der psychosozialen Gesundheit folgen wird. Denn die Burnouts nehmen zu, und kaum jemand ist wirklich noch glücklich.“ Für Claus Sendlinger steht fest: „Systeme brechen. Wir müssen uns selbst auf den Weg machen, sie zu stabilisieren und können nicht auf die Politik warten. Der Wandel kann auch im Kleinen beginnen.“ Mit konkretem Bezug zur Hospitality Branche sagte er: „Es gibt viele Wege, eine Unternehmung, sprich ein Business wachsen zu lassen, dafür muss man jedoch nicht immer im klassischen Sinn größer werden.“

Hospitality als Brücke für neue Möglichkeiten
Innerhalb von vier Workshops – den Labs – wurden beim Beam Summit Themen vertieft. „Hospitality als Brücke – wie wir Gemeinschaft gestalten, Räume öffnen und Nähe erleben“ so der Titel eines dieser Labs, das quasi nahtlos an den Impuls von Claus Sendlinger anknüpfte. Rebecca Clopath, Naturköchin aus der Schweiz, hat den Biohof Taratsch ihrer Eltern übernommen und bietet dort regelmäßig „Esswahrnehmungen“ an. „Stivetta“, kleine Stube, heißt ihr Hofrestaurant mit 18 Sitzplätzen, in dem zu ausgewählten Terminen „alpine, ehrliche Naturküche“ auf die kunstvoll gestalteten Teller kommt. Fünf bis sechs Stunden verbringen die Gäste jeweils auf dem Hof, beginnend mit einer gemeinsamen Achtsamkeitsübung, bevor neun Gänge „mit allen Sinnen genossen werden können“. Rebecca Clopath verdeutlichte: „Wir müssen stärker zu den Wurzeln zurück. Manchmal ist Rückschritt ein Fortschritt, wenn wir ihn mit Zeitgeist kombinieren. Hospitality lässt viel offen an Möglichkeiten.“
Ökosystem aus Stadthotel und Spreewald-Farm
Das beweisen auch Nadine und Tom Michelberger, für die „Standardisierung mit Werte- und Erfahrungsverlust“ einhergeht. Anfang der 2000er-Jahre mieteten sie von einer Wohnungsbaugesellschaft in Berlin eine leerstehende, historische Fabrik. Aus dem angedachten Gemeinschaftshaus wurde ein Hotel, das Michelberger, in dessen Innenhof regelmäßig Veranstaltungen stattfinden. Im Laufe der Jahre ist ein sehr lebendiges und vor allem „einzigartiges Ökosystem“ entstanden, zu dem inzwischen auch eine Farm im Spreewald mit eigenem Gemüseanbau im Sinne einer syntropischen Agroforstwirtschaft – also ein landwirtschaftliches System, das sich an natürlichen Ökosystemen orientiert und die natürlichen Prozesse eines Waldes nachahmt –, eine Bäckerei, eine Likör-Destillerie und zwei Restaurants gehören.
„Wir sind immer aus unserer eigenen Reise heraus gewachsen und Themen gefolgt, die uns selbst interessieren“, berichtete das Ehepaar. Sowohl in ihrem Hotel als auch in ihrem Farmhaus, das ebenfalls Unterkunft ist, befinden sich lange Tische. „Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich hier jeden Abend kleine Gemeinschaften bilden, aus Menschen, die sich zuvor nicht kannten. Menschlichkeit ist für uns ohnehin der Weg nach vorn“, so Tom Michelberger, der die westliche Welt als eine Autobahn beschrieb und dazu aufrief, auch wieder einmal die Nebenstraßen zu befahren und dadurch neue Räume zu öffnen.
Worte, die während des Beam-Summits in dieser und ähnlicher Form immer wieder zu hören waren. Claus Sendlinger berichtete etwa, dass sein Projekt Slow viele Initiativbewerbungen verzeichne. Was deutlich machte, dass der Einklang aus Mensch und Natur auch eine Antwort auf die Herausforderungen in Zeiten des Fachkräftemangels ist – ein Thema, das in Bozen ebenfalls intensiv diskutiert wurde. Der Termin für nächstes Jahr steht auch schon fest, der 15. bis 16. Mai 2025.